Im Spiegel erscheint der Artikel "Allein auf der Autobahn" von Guido Kleinhubbert, die Lektüre ist mehr als empfehlenswert.
http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,800105,00.html
In dem hervorragend recherchierten und fundierten Artikel wird die "Fichtelgebirgsautobahn" zwar nicht erwähnt, aber dafür etliche andere Beispiele dafür, dass "der Bau überdimensionierter und offenkundig überflüssiger Fernstraßen wie der B178n eine lange Tradition in Deutschland hat", wie Guido Kleinhubbert schreibt.
Es werden Experten zitiert, wie etwa der Dresdner Verkehrsökologe Udo Becker, der sagt dass "schon seit Jahrzehnten Verkehrspolitik auf der Basis von zum Teil hirnrissigen Annahmen betrieben werde"; oder Klaus Beckmann, Leiter des Deutschen Instituts für Urbanistik, der fordert dass "vor dem Hintergrund knapper gesellschaftlicher Ressourcen der Bund endlich beginnen müsse, mit mehr Sachverstand an den Fernstraßenbau zu gehen"; und der Erfurter Verkehrswissenschaftler Matthias Gather erklärt dass man sich "dringend verabschieden solle von der Theorie dass neue Autobahnanschlüsse in jedem Fall die Ansiedlung zusätzlicher Unternehmen befördere". Eher im Gegenteil: Es hat sich gezeigt, dass in kleineren Kommunen Geschäfte schließen müssen, weil die Leute dann noch schneller in die nächstgrößere Stadt fahren können. Guido Kleinhubbert erwähnt auch eine Studie des Bundesfinanzministeriums, die zu dem Schluß kommt, dass "die durchschnittlich von Verkehrsinfrastrukturinvestitionen zu erwartenden Wachstumseffekte nicht unbedingt einem Vielfachen der Investitionskosten entsprechen."
Es gibt zu Denken, wenn man liest, dass der immer wieder verkündete Anstieg des Autobahnverkehrs nichts ist als ein moderner Mythos, dank der Zahlen der Bundesanstalt für Straßenwesen eindeutig belegt, aber dennoch unverdrossen weiterverkündet; und mehr noch - dass der vom Bundesverkehrsministerum als realistisch erachtete Anstieg des Straßengüterverkehrs bis 2025 um 50% auf einem SINKENDEN Ölpreis basiert. Eine Annahme, die nicht nur ein Verkehrsexperte wie Udo Becker für absurd halten muß! Und man fragt sich, warum nicht endlich Straßenbauprojekte betriebswissenschaftlich evaluiert werden.
Der Leser erfährt in diesem Zusammenhang von einer Petition, unter http://www.strassenbaumoratorium.de einsehbar, die noch bis zum 20.12.2011 unterzeichnet werden kann. Das Ziel: Sämtliche Straßenbauvorhaben des Bundes sollen auf ihre Notwendigkeit überprüft und mehr Mittel sollen in den Unterhalt bestehender Straßen investiert werden.
Zum Abschluß sei hier noch auf die von Guido Kleinhubbert erwähnte A20 verwiesen. "Selten sind dort mehr als 12.000 Autos und Lkw pro Tag unterwegs, was durchschnittlich vier Fahrzeugen pro Minute und Fahrtrichtung entspricht - mithin eine Belastung, die eine Gemeindestraße locker verkraften könnte."
Wenn die Fichtelgebirgsautobahn wider jegliche Vernunft und Logik tatsächlich gebaut werden würde, könnte sie die A20 als Protobeispiel für eine "einsame Autobahn" ablösen..
Und ein Allerletztes: Unwillkürlich schmunzeln wird jeder, der weiß, wie die Fichtelgebirgsautobahn seinerzeit in den Bundesverkehrswegeplan gekommen ist (falsches Nutzen-Kosten-Verhältnis, großzügig nach oben aufgerundet, trotz mehrmaliger Aufforderung nie korrigiert etc), beim Lesen vom Beispiel Bau der A31 im zweiten Teil des Artikels mit seiner Unterüberschrift "Moderner Mythos vom explosionsartigen Anstieg des Autobahnverkehrs"
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