Das neue Quartalsheft mit den aktuellen, offiziellen Verkehrszahlen ist online, und obwohl es innerhalb der letzten 5 Jahren einen massiven Einbruch der Verkehrszahlen am Grenzübergang Schirnding und bei Bischofsgrün gab, hält nicht nur der Wunsiedler CSU-Kreisverband vehement am weiteren Ausbau der B303 fest, sondern vor allem Landtagsabgeordneter Martin Schöffel.
Wie es im Frankenpostartikel vom 02.03.2013 über die Hauptversammlung der CSU Schirnding heißt: "Bei einem Treffen, zu dem Landtagsabgeordneter Martin Schöffel eingeladen hatte, wurde man sich einig, den Ausbau der B 303 weiterhin einzufordern (..). 'Der vierspurige Ausbau der B 303 ist für die wirtschaftliche Entwicklung der Region unverzichtbar', ergänzte Martin Schöffel."
Unverzichtbar.
Folgende Frage stellt sich bei dieser Behauptung ganz zwangsläufig: Wie ist die wirtschaftliche Entwicklung der Region mit dem vierspurigen Ausbau einer Straße verstrickt, welche von ihrer Kapazität nicht einmal annähernd ausgelastet ist und die über eine hohe Leistungsreserve verfügt?
Und ebenso zwangsläufig kommt einem beim Stichwort wirtschaftliche Entwicklung einer Region der Landkreis Cham in den Sinn, der in einer ähnlichen Situation war wie das Fichtelgebirge, und der sich, wie es in einem Frankenpostartikel vom 21.02.2013 so treffend heißt "Vom Sorgenkind zur Vorzeigeregion" entwickelte? Aber nicht durch den Ausbau einer einzelnen Straße, sondern durch "ein funktionierendes Netzwerk zwischen Kommunen, Wirtschaft, Schulen und den unterschiedlichsten Institutionen." Wobei, wie Regionalmanager Klaus Schedlbauer sagt, da allerdings auch "das Zwischenmenschliche unter den Akteuren passen" muss.
Was ist beispielsweise mit Firmen wie der Edeka, für die der Bestand ihres Zentrallagers Marktredwitz - einem ihrer modernsten Auslieferungslager - nicht im Geringsten vom Ausbau der B303 abhängig ist?
Warum ist zum Beispiel "eines der erfolgreichsten Familienunternehmen der Region", wie es in einem Zeitungsbericht vom 16.05.2012 heißt, und dessen "zentrale Forderung" die Schaffung einer "leistungsfähigen Ost-West-Straßenverbindung ist, nicht in der Lage zu sagen, warum die B303 in seinen Augen noch nicht leistungsfähig ist?
Der Erhalt von Kerstin Popps email wurde bestätigt, aber bis heute erfolgte keine Antwort auf die Frage:
"Warum ist Ihrer Ansicht nach die bestehende Ost-West-Verbindung (B303) nicht leistungsfähig? Sie ist bereits für 20.000 Kfz ausgelegt, und derzeit werden am Grenzübergang Schirnding nicht einmal 5.000 Kfz gezählt. Und gemäß Prognose DTV2025 würden beispielsweise zwischen der Grenze und der A93 nur allenfalls 12.400 Fahrzeuge fahren FALLS die Straße dann vierspurig sein SOLLTE.
Inwieweit macht Ihnen die jetzige B303 Probleme, wie würden Sie konkret von einem Ausbau der Ost-West-Verbindung profitieren? Wie müßte Ihrer Ansicht nach eine leistungsfähige Ost-West-Straßenverbindung beschaffen sein - neue Trasse oder Ausbau der B303 generell zweibahnig/vierstreifig, oder vielleicht nur streckenweise wechselseitig dreispurig?"
Und was ist mit der mit dem Nobelpreis für Wirtschaft ausgezeichnete Studie des Forschers Paul Krugman, "New Economic Geography", die aufzeigt, dass von guten Verkehrsverbindungen nur die Ballungsräume profitieren, nicht die ländlichen Regionen wie das Fichtelgebirge dazwischen?
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Genug der Fragen und zurück zur CSU und zum Frankenpostartikel über die Hauptversammlung des Marktredwitzer CSU-Ortsverbands (ebenfalls vom 02.03.2013), wo Landtagsabgeordneter Schöffel den Ausbau der B303 anspricht.
"Er kündigte an, dass der Stadt- und der Kreisverband der CSU für den Ausbau der B 303 zwischen Wunsiedel-Marktredwitz und der tschechischen Grenze kämpfen würden."
Beim bayerischen Innenminister Herrmann beispielsweise, den er laut einem Radio-Euroherz-Beitrag vom 11.3.2013 kontaktierte.
http://www.euroherz.de/default.aspx?ID=4094&showNews=1286219
"Der Ausbau der B303 bei Marktredwitz muss endlich vorangebracht werden. (...) Der Abschnitt der B303 zwischen Marktredwitz West und der A93 müsse zum wichtigsten Bauabschnitt im Bundesverkehrswegeplan werden, so Schöffel. Der nur zweispurige Streckenteil sei den hohen Verkehrszahlen nicht gewachsen."
Hohe Verkehrszahlen.
Simpler Fakt ist und bleibt:
Die B303 ist zwischen Marktredwitz-West und der A93 von ihrer Kapazität her genausowenig ausgelastet wie die B303 zwischen der A93 und der tschechischen Grenze und verfügt über eine hohe Leistungsreserve.
Jeder bayerische Landtagsabgeordnte ist nicht nur mit dem Straßenverkehr um München, sondern auch in anderen Regionen Bayerns bzw. der ganzen Bundesrepublik zwangsläufig wohlvertraut, jeder von ihnen muss wissen, was anderswo auf den Straßen los ist.
Insofern ist es erstaunlich, woher er die Überzeugung nimmt, dass die Verkehrszahlen zwischen Marktredwitz-West und der A93 hoch seien, bzw. dass er die Ansicht propagiert, die B303 könne ihnen nicht gewachsen sein.
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