BürgermeisterkanditatWohlrab antwortet am 14.02.2011 Frau Popp, da sie am 15.2.2011 zur CSU-Wahlveranstaltung leider verhindert ist, und teilt seine Ansicht zur B303 mit.
Er vertritt die Ansicht, dass der Ausbau wie geplant vierspurig erfolgen sollte.
Aus Gründen der Verkehrssicherheit; aber auch, weil die Tschechen von Karlsbad aus zügig bauen würden, auch wenn es " im Moment Probleme hinsichtlich des baldigen weiteren Ausbaus der Straße von Prag her gibt". Aber: "Ist die Straße fertig, wird dieser Verkehr wieder steigen und er wird dann auf die Engstelle B 303 treffen, wenn hier nicht bald mit dem Bau begonnen wird." Außerdem würden Vertreter von Firmen,die auf den Straßentransport angewiesen sind, für ihre Transporte Richtung Bayreuth und Bamberg andere Strecken wählen. "Wir brauchen diese vierspurige Straßenverbindung mindestens bis zur A 93, wenn möglich auch bis Bayreuth, und zwar vor allem für die Verbesserung unserer wirtschaftlichen Verhältnisse. Diese werden wir erhalten – sicher nicht von heute auf morgen – so was dauert seine Zeit."
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20.02.2011, Antwort von Kerstin Popp
Sehr geehrter Herr Wohlrab,
zunächst einmal herzlichen Dank für Ihre email, und dass Sie mir Ihre Meinung mitgeteilt haben.
Sie kennen mich seit vielen Jahren und wissen: Wenn ich auch nur die geringste Möglichkeit sehe, irgendetwas zum Wohle unserer Stadt, gar unserer Region tun zu können, dann setze ich mich dafür ein. Das fängt an von der Teilnahme an diversen Veranstaltungen (Wiesenfestzug, Martinsumzug des Kindergarten, Ponyreiten bei den Europatagen oder dem Autofreien Sonntag), das geht über die "Waldwegsache", als die damalige Forstverwaltung die Waldwege viel zu grob schotterte so dass sie für Freizeitaktivitäten jeglicher Art (und somit den Tourismus) untauglich geworden waren, bis hin zur "Kommunalen Allianz", für die ich nicht nur viel Zeit und Energie sondern auch Geld investiert habe.
Mit dem Thema Fichtelgebirgsautobahn beschäftige ich mich seit über 10 Jahren relativ intensiv, und zwar mit Pro und Kontra. Das Fazit: Während die Autobahngegner ganz klare Fakten nennen können, so sagt kein einziger Befürworter, auch heute noch nicht, warum es partout ein vierspuriger Ausbau sein muß und nicht ein allenfalls wechselseitig dreispuriger Ausbau genügt so wie überall sonst in ganz Deutschland für deutlich mehr Verkehr. (Wie gesagt - simpler Fakt ist, die B303 ist für 20000 Kfz ausgelegt, wird hier derzeit von ca. 5000 benutzt und selbst laut Prognose werden es nicht mehr als maximal 12400 Kfz. werden. Warum also eine Autobahn?)
Jemand, der mit dem Argument "Verbesserung wirtschaftlicher Verhältnisse" ca. 2 km quasi dreispuriger Ortsumgehung für ca. 12 Millionen Euro ausbauen will, und weitere ca. 14 km (ebenfalls bereits für 20000 Kfz ausgelegte) Straße für ca. 52 Millionen Euro, MUSS sagen können, welche diesbezüglichen konkreten Vorteile die Anwohner bzw. die Region von dieser Straße haben sollen: Also wie viele neue Firmenansiedlungen, Arbeitsplätze, eine Zunahme des Tourismus wann und wo? Er MUSS konkrete Vorteile nennen können, die die unbestrittenen Nachteile dieser Straße auch nur aufwiegen würden. Das konnte bisher aber noch niemand. Dafür weist Paul Krugman in einer Studie (für die er den Nobelpreis erhielt - New Economic Geography), eindeutig nach, dass von guten Verkehrsanbindungen nur die Ballungsräume profitieren, nicht aber ländliche Regionen wie unsere dazwischen..
Auch mit dem Argument "Verkehrssicherheit" habe ich mich ausführlich auseinandergesetzt.
Selbstverständlich gibt es auf zweispurigen Straßen riksante Überholmanöver. Nur, rücksichtslose Autofahrer sind immer und überall rücksichtslos. Wer nichts dabei findet, in der Hoffnung auf ein paar Minuten Zeitersparnis durch rücksichtsloses Fahrverhalten auf zweispurigen Straßen die Leben anderer zu gefährden, findet auch auf Autobahnen nichts dabei. Derzeit sind wir zwischen der Grenze und der A93 zusammen mit ca. 5000 anderen Fahrzeugen unterwegs. Auf einer Straße die, wie gesagt, für 20000 Fahrzeuge gebaut wurde. FALLS die Strecke vierspurig ausgebaut sein sollte, wird der Verkehr ansteigen, so die Prognose. Dann sind wir bei einer wesentlich höheren Verkehrsdichte, mit noch mehr dann von der Autobahn angezogenen (Transit)Lkws unterwegs - das Gefahrenpotential besteht somit weiterhin, dazu kommt aber ein ZUSÄTZLICHES, auf den nachgeordneten Straßen und in den Ortschaften, aufgrund all der zusätzlichen Pkw und Lkw auf ihrem Weg zu einer der im Vergleich zu heute geringeren Auffahrtsmöglichkeiten, und dem landwirtschaftlichen Verkehr generell.
Ein wechselseitig dreispuriger Ausbau hingegen vermeidet ALL die Nachteile einer Autobahn (die selbst deren enthusiastischste Befürworter zugeben müssen), schafft aber sichere Überholmöglichkeiten für uns, die wir diese Straße benutzen müssen. Deutschlandweit wird dies seit Jahren höchst erfolgreich für deutlich mehr Verkehr als unsere ca. 5000 Kfz umgesetzt. B404, B505, B169, erst im Oktober letzten Jahres sagte Staatssekretär Gerhard Eck den Nittenauer Bürgern für ihre reellen 12000 Kfz einen dreispurigen Ausbau der B16 zu. Gäbe es auch nur geringsten Bedenken hinsichtlich der Sicherheit, hätte er dies nicht getan sondern würde vier Spuren bauen!
Weil ich es aber wirklich genau wissen wollte, habe mich zur Frage Sicherheit auf "nur" dreispurigen Straßen ans Bundesverkehrsministerium gewandt und folgende beruhigende Information erhalten:
"Auch auf den rd. 40.200 km Bundesstraßen ist (...) ein Rückgang der Zahl der getöteten und verletzten Verkehrsteilnehmer festzustellen.(...). Ausreichende Überholmöglichkeiten spielen hier eine wichtige Rolle, um einen sicheren und leistungsfähigen Verkehrsablauf zu gewährleisten und weitere Verbesserungen hinsichtlich der Verkehrssicherheit zu erzielen. Geeignete Abschnitte der Bundesstraßen werden deshalb als dreistreifige Straßen gebaut, bei denen den Verkehrsteilnehmern ein dritter Fahrstreifen abschnittsweise zur Verfügung steht, der das sichere Überholen langsamerer Fahrzeuge ohne Benutzung des Gegenfahrstreifens ermöglicht."
Auch aus Gründen der Verkehrssicherheit müssen also keine 16 km Autobahn gebaut werden, mit all ihren gravierenden Nachteilen für die Leute hier und für die Umwelt.
Sie sagen, ich solle mal über meinen Schatten springen und an meine Heimat denken und die Menschen, die darin leben wollen - ich kann Ihnen versichern, dass ich dies auch weiterhin tun werde.
Mit freundlichen Grüßen,
Kerstin Popp
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