7.2.2011, Kerstin Popp mailt beiden Hohenberger Bürgermeisterkandidaten die neuen, aktuellen, offiziellen Verkehrszahlen, Jahresauswertung der Dauerzählstelle bei Schirnding, die das Straßenbauamt Bayreuth am 7.2.2011 weitergeben hat.
Am 8.2.2011 bedankt sich CSU-Kandidat Wolfgang Wohlrab für die Zahlen und antwortet auf die email vom 17.01.2011 (und nachgehakt 31.03.2011) - leider teilt er seine Ansicht zum Ausbau der B303 nicht mit, sondern verweist auf die erste Wahlveranstaltung der CSU zur Bürgermeisterwahl am 15.02.2011 im Gasthof Lamm, wo die B303 eins von vielen wichtigen Themen sein und er dort seine Ansichten zum Ausbau der B 303 gerne erläutern wird.
Wir bedauern, dass er derzeit noch nichts sagen will - sobald nähere Informationen vorliegen werden wir an dieser Stelle umgehend aktualisieren.
Der Kandidat der SPD, Jürgen Hoffmann, hatte seine Ansicht ja bereits am 20.01.2011 geäußert - hier nun die Details:
Er teilte Frau Popp mit dass er ihre Meinung leider nicht in allen Punkten teilen kann. Er ist nicht für den Bau einer durchgehenden Fichtelgebirgsautobahn, sondern für "einen umweltverträglichen und bürgerschonenden Aubau der B303 bis zur A93 - in welcher Form auch immer."
Herr Hoffmann informiert dass er sehr oft auf dieser Strecke unterwegs ist und "ständig Zeuge von fast lebensgefährlichen Überholmanövern durch den starken LKW-Verkehr" wird. Er ist der Ansicht dass dieser Gefahr nur durch einen vernünftigen Ausbau entgegengewirkt werden kann, denn jeder Unfall, der auf der stark befahrenen Strecke durch unnötige Überholmanöver verursacht wird, "ist einer zuviel".
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Antwort darauf von Kerstin Popp am 24.01.2011
Sehr geehrter Herr Hoffmann,
vielen Dank für die email!
Ich freue mich wirklich sehr, dass Sie mir geantwortet haben, und dass Sie sich mit dem Thema auseinandersetzen anstatt zu versuchen mich plump abzuwimmeln - beides ist meiner Erfahrung nach nicht selbstverständlich.
Sie sagen, Sie sind für einen umweltverträglichen und bürgerschonenden Aubau der B303 bis zur A93 in welcher Form auch immer.
Es stehen nur zwei Ausbaumöglichkeiten zur Wahl. Den wechselseitig dreispurigen, und den zweibahnig/vierspurigen, so wie er von einigen Politikern (gegen den Rat der Straßenbauexperten wohlgemerkt!, und gegen deutschlandweite Praxis) gefordert wird. (http://www.frankenpost.de/nachrichten/fichtelgebirge/wunsiedel/art2460,1194076).
Zu einer Autobahn, die noch breiter sein soll als die A93. Diese Art des Ausbaus wäre nicht im geringsten umweltverträglich (das ist keine Autobahn), und hätte ganz massive Nachteile für die hier lebenden Bürger. (Verlust von Haus- und Grundbesitz und landwirtschaftlicher Nutzfläche, generell mehr Lärm trotz einzelner Lärmschutzmaßnahmen und mehr Abgase durch den gestiegenen Verkehr und das höhere Tempo, weniger Auffahrtsmöglichkeiten auf die vierspurige Straße als auf die B303 jetzt und damit verbunden neue Ümwege für Pkws und Lkws auf dem Weg zur nächsten Auffahrt, generell große Umwege für landwirtschaftliche Fahrzeuge, zusätzliches Gefahrenpotential durch diesen zusätzlichen Verkehr auf den nachgeordneten Straßen und in den Orten; nur um einiges zu nennen).
Wenn ich Sie richtig verstehe, geht es Ihnen um die Verkehrssicherheit nach Marktredwitz und zurück.
Riksante Überholmanöver auf zweispurigen Straßen ist natürlich ein Argument. Nur, rücksichtslose Autofahrer sind immer und überall rücksichtslos. Wer nichts dabei findet, in der Hoffnung auf ein paar Minuten Zeitersparnis durch rücksichtsloses Fahrverhalten auf zweispurigen Straßen die Leben anderer zu gefährden, findet auch auf Autobahnen nichts dabei. Derzeit sind wir zwischen der Grenze und der A93 zusammen mit ca. 5000 anderen Fahrzeugen unterwegs. Auf einer Straße die, wie gesagt, für 20000 Fahrzeuge gebaut wurde. FALLS die Strecke vierspurig ausgebaut sein sollte, wird der Verkehr ansteigen, so die Prognose. Dann sind wir bei einer wesentlich höheren Verkehrsdichte, mit noch mehr dann von der Autobahn angezogenen (Transit)Lkws unterwegs - das Gefahrenpotential besteht somit weiterhin, dazu kommt aber ein ZUSÄTZLICHES, auf den nachgeordneten Straßen und in den Ortschaften, aufgrund all der zusätzlichen Pkw und Lkw auf ihrem Weg zu einer der wenigen Auffahrten, und dem landwirtschaftlichen Verkehr generell.
Ein wechselseitig dreispuriger Ausbau hingegen vermeidet ALL die Nachteile einer Autobahn (die selbst deren enthusiastischste Befürworter zugeben müssen), schafft aber sichere Überholmöglichkeiten für uns, die wir diese Straße benutzen müssen. Deutschlandweit wird dies seit Jahren höchst erfolgreich für deutlich mehr Verkehr als unsere ca. 5000 Kfz umgesetzt. B404, B505, B169, erst im Oktober letzten Jahres sagte Staatssekretär Gerhard Eck den Nittenauer Bürgern für ihre reellen 12000 Kfz einen dreispurigen Ausbau der B16 zu. Gäbe es auch nur geringsten Bedenken hinsichtlich der Sicherheit, hätte er dies nicht getan sondern würde vier Spuren bauen.
Weil ich es aber wirklich genau wissen wollte, habe mich zur Frage Sicherheit auf "nur" dreispurigen Straßen ans Bundesverkehrsministerium gewandt und folgende beruhigende Information erhalten:
"Auch auf den rd. 40.200 km Bundesstraßen ist (...) ein Rückgang der Zahl der getöteten und verletzten Verkehrsteilnehmer festzustellen.(...). Ausreichende Überholmöglichkeiten spielen hier eine wichtige Rolle, um einen sicheren und leistungsfähigen Verkehrsablauf zu gewährleisten und weitere Verbesserungen hinsichtlich der Verkehrssicherheit zu erzielen. Geeignete Abschnitte der Bundesstraßen werden deshalb als dreistreifige Straßen gebaut, bei denen den Verkehrsteilnehmern ein dritter Fahrstreifen abschnittsweise zur Verfügung steht, der das sichere Überholen langsamerer Fahrzeuge ohne Benutzung des Gegenfahrstreifens ermöglicht."
Aus Gründen der Verkehrssicherheit müssen also keine 16 km Autobahn gebaut werden, mit all ihren gravierenden Nachteilen für die Leute hier und für die Umwelt, für ca. 65 Millionen Euro Steuergeld. Oder 2 km an Schirnding vorbei für ca. 12 Millionen Euro. Für lediglich ca. 5000 Kfz.
Und das ist der springende Punkt: Auch wenn wir, die wir quasi täglich zwischen der Grenze und Marktredwitz unterwegs sind, subjektiv den Eindruck haben, dass viel Verkehr herrscht - die simplen Zahlen und Fakten sagen ganz anderes. Und wer Vergleichsmöglichkeiten mit anderen Regionen hat, auch...
Aber bei der "Fichtelgebirgsautobahn" geht es leider längst nicht mehr um Fakten und Vernunft und Logik.
Ganz im Gegenteil - Sie haben am Wochenende den schönen Artikel "Breite Front gegen die Stimmkreisreform" gelesen? Die verquere Logik dahinter ist EXAKT DIESELBE, mit der (aus welchem Grund auch immer) einige Politiker unverdrossen den zweibahnig/vierpurigen Ausbau der B303 durchdrücken wollen. Frau Ernstberger und Frau Kramme schreiben an Innenminister Herrmann: "Die Begründung folgt hier der Veränderung und nicht umgekehrt. Diese Argumentation ist im höchsten Maße fehlerhaft und folgt einer falschen Logik."
Unsere beiden Parlamentarierinnen formulieren: "Die Begründung für eine Reduzierung der Stimmkreise ergibt sich also erst durch die Reduzierung derselben" - was sie eins zu eins auf den Ausbau unserer Straße umsetzen können (und hoffentlich werden!): "Die Begründung für einen Ausbau der Straße ergibt sich also erst durch den Ausbau derselben."
Denn die Verkehrszahlen würden ERST ansteigen, WENN die Straße vierspurig wäre - und deswegen soll die Straße vierspurig ausgebaut werden?!? Wobei selbst bei einem vierspurigen Ausbau nur maximal 12400 Kfz (DTV2025) prognostiziert werden, und das rechtfertigt einen vierspurigen Ausbau bei weitem nicht. Weder wirtschaftlich, noch umweltseitig.
Warum also zwischen der Grenze und der A93 kein wechselseitig dreispuriger Ausbau dort wo möglich, so wie überall sonst für viel mehr Verkehr? Warum nicht die bereits dreispurige Ortsumgehung Schirnding lediglich ummarkieren (allenfalls noch einen Meter Fahrbahn anbauen wenn das Straßenbauamt unbedingt meint), und dann gen Arzberg und weiter nach Marktredwitz wechselseitig drei Spuren schaffen dort wo möglich? Die Flitterbachtalbrücke belassen so dass kein Arzberger Haus und Grund und Existens verlieren muß? Zum Wohle von uns Anwohnern, und der Umwelt? NUR DAS ist ein umweltverträglicher und bürgerschonender Ausbau.
Fragen Sie die Autobahnbefürworter, warum ein wechselseitig dreispuriger Ausbau für uns hier nicht genügt, warum es unbedingt 4 Spuren sein müssen - Sie werden keine logische, vernünftige, auf Fakten basierende Antwort bekommen. (Chronologie, auf unserer Internetseite).
Sehr geehrter Herr Hoffmann - das ist eine lange email, ist mir bewußt - aber das Thema ist sehr sehr wichtig - vermutlich das wichtigste überhaupt derzeit hier für unsere Region, und unsere Ortschaft (Stichwort Lkw-Fahrverbot durch den Ort) -
Was meinen Sie?
Ich würde mich sehr freuen, wieder von Ihnen zu hören - es hat keine Eile! - und verbleibe
mit besten Grüßen
Kerstin Popp
Foto: Frau König, Frankenpost, Redaktion Selber Tagblatt, Artikel vom 17.01.2011, "Jetzt geht es um den Chefsessel" zur Bürgermeisterwahl in Hohenberg
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