Am 20.10.2011 veröffentlicht die Frankenpost in ihrer Druckausgabe den am Tag zuvor bereits bei ihr online erschienenen Artikel "IZF mahnt schnellen Ausbau an." Einen Bericht über die Jahreshauptversammlung der IZF am 17.10.2011 in Marktredwitz von Herbert Scharf.
http://www.frankenpost.de/lokal/fichtelgebirge/marktredwitz/IZF-mahnt-Ausbau-an;art2442,1782750
Was sollen diese Fehlinformationen der IZF? Des Straßenbauamtes? Weitergegeben von und abgebildet in der Presse??
Die Behauptung von IZF-Vorsitzendem Willi Müller, die Autobahn zwischen Karlsbad und Eger wäre fertig stimmt nicht.
Ebensowenig stimmen die genannten Verkehrzahlen, ebensowenig stimmt die Höhe der von Willi Müller als für den weiteren Ausbau der Ortsumgehung Schirnding erforderlich genannten Summe, denn als Kosten ("Investitionskosten Bund ab 2003") wurden seinerzeit offiziell bereits 12,8 Millionen Euro veranschlagt.
Ein nun ebenfalls über diese IZF-Versammlung vom 17.10.2011 im OberpfalzNetz erschienener Artikel liest sich etwas anders, ist aber im Grunde analog, Berichterstatter "kro".
http://www.oberpfalznetz.de/zeitung/3010073-126-leistungsfaehige_ost_west_verbindung,1,0.html
Auch hier falsche Infos; hier der Hinweis von Albrecht Schläger, zweitem Vorsitzenden der IZF, der Verkehr auf der B303 habe nicht nachgelassen. ("Mit dem Bau der neuen B 303 könne der Verkehr kanalisiert werden"). Auch dies stimmt nicht, denn Fakt ist dass der Verkehr nachgelassen hat; innerhalb von 21 Jahren ging die Verkehrstärke am Grenzübergang Schirnding, trotz Grenzöffnung, bei allen Fahrzeugen um 17% und bei den Lkw um 11% zurück.
Wenn wir bei dem von Baudirektor Schnabel erwähnten Jahr 2006 bleiben wollen, so ist Baudirektor Schnabels Behauptung, in diesem Jahr wäre der Verkehr auf rund 6000 Personenwagen und über 2000 Lastwagen pro Tag angestiegen gewesen (= insgesamt also rund 8000 Fahrzeuge), schlichtweg unwahr. Laut Jahresauswertung des Staatlichen Bauamtes 2010 wurden 2006 an der Dauerzählstelle am Grenzübergang Schirnding insgesamt 6252 Fahrzeuge pro Tag erfaßt. Die 1666 Lkw sind in dieser Zahl bereits enthalten!
Wahr ist, dass seitdem die Verkehrszahlen kontinuierlich rückläufig sind, unwahr also die Behauptung der Verkehr hätte in jüngster Zeit wieder zugenommen. Die offiziellen Zahlen verzeichnen auch nicht den laut Frankenpost von Baudirektor Schnabel erwähnten LEICHTEN Anstieg, sondern allenfalls einen NEGATIVEN, mit anderen Worten einen Rückgang des Verkehrs. Konkret: Januar bis Juni 2011: -6,0 %; -6,8 %; -4,5 %; -3,7 %; -6,8 %; -2,1 %
Im Juni 2011 wurden offiziell 4913 Fahrzeuge gezählt, davon 1017 Lkw.
Auch die Aussage Willi Müllers, die Tschechen "bauen zügig aus", bzw. Tschechien gehe beim Straßenausbau mit gutem Beispiel voran, muß im Hinblick auf die simplen Fakten richtig betrachtet werden: Unsere tschechischen Nachbarn bauen lediglich dort aus, wo es lokaler Ziel- und Quellverkehr zwingend notwendig macht. Beziehungsweise dort, wo die Verkehrszahlen es nicht rechtfertigen, wie beispielsweise zwischen Schirnding und Eger, bauen sie eben nicht. Aus dem im Frühjahr veröffentlichten neuen Strategiepapier des tschechischen Verkehrsministeriums ("Superstrategie - green paper") geht eindeutig hervor, dass westlich von Eger und östlich von Karlsbad bis 2025 nichts gebaut wird. Eine durchgehende Schnellstraße von Prag nach Schirnding wird es also mindestens bis 2025 nicht geben.
Angesichts der Zahlen und Fakten ist die Forderung der IZF nicht nachvollziehbar, jene für mehr als 20.000 Fahrzeuge ausgelegte und somit für den bestehenden wie den prognostizierten Verkehr jetzt schon überdimenionierte Ortsumgehung Schirnding schnellstmöglich noch weiter auszubauen. Mit der Freigabe der dafür benötigten (wie gesagt nicht "nur" 9 sondern) mindestens 12,8 Millionen Euro für eine knapp 2 Kilometer lange Autobahn, die in absehbarer Zeit weder in westlicher noch in östlicher Richtung weitergeführt werden wird, würde das Bundesverkehrsministerium in der Tat ein Signal setzen! Allerdings ein mehr als sonderbares. Ein Signal für sinnlose Geldverschwendung.
Denn angesichts der Zahlen und Fakten ist es das einzig Vernünftige, sich jener Expertenmeinung aus Berlin anzuschließen: Das Verkehrsaufkommen kann auf der bestehenden Strecke abgewickelt werden. Immerhin fahren hier nur halb so viel Fahrzeuge wie auf einer durchschnittlichen Bundesstraße. Und in logischer Konsequenz dazu: ein sofortiger Planungsstopp, die Streichung der B303 aus dem Bundesfernstraßenplan, und deren Sperrung für den Transitschwerlastverkehr.
Die IZF will unbedingt eine Autobahn, auf der das Bauamt für 2025 im Maximalfall mit 12.400 Fahrzeuge rechnet. Eine Autobahn quer durch einen Naturpark, die sie weder von den Verkehrszahlen noch wirtschaftlich begründen, geschweige denn ökologisch rechtferigten kann. Das ist schlichtweg unsinnig - in Zeiten, in denen der Staat Milliardenbeträge für Banken-Rettungen ausgibt, in Zeiten, in denen er sogar für dringend erforderliche Verkehrsprojekte hohe Summen NICHT aufbringen KANN (Reparatur winterbedingter Straßenschäden, Sanierung maroder Autobahnbrücken, Schaffung zusätzlicher, im wahrsten Sinne des Wortes lebensnotwendiger LKW-Parkplätze etc.), bleibt keine Luft für Projekte, auf denen ein Verkehr in dieser Stärke läuft - das ist grade mal ein ganz normales Bundesstraßen-Niveau. Und die vorhandene B303 ist bereits schon für 20.000 Fahrzeuge ausgelegt.
Daher die Frage an die IZF: Weshalb ist sie so sehr auf den Bau dieser unsinnigen, milliardenteuren Autobahn aus?
Weshalb?
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