Herrmann drängt auf Ausbau, lautet die Überschrift zu einem Zeitungsartikel vom 06.04.2013
http://www.frankenpost.de/lokal/fp+fichtelgebirgsautobahn.artikel/art2457,2477989
Auf Einladung von Landtagsabgeordneten Martin Schöffel diskutierte Innenminister Herrmann mit Landrat Dr. Karl Döhler und den Bürgermeistern der B303 Anliegerkommunen des Landkreises Wunsiedel in Sichersreuth.
Wie es in dem Artikel heißt, soll laut Herrmann die B303 "bestandsorientiert optimiert werden." (...) "Dies bedeutet, wo immer es möglich ist, Überholstreifen anzulegen, die Ortsdurchfahrten zu entschärfen sowie zwischen Marktredwitz-West und der A 93 die Straße vierspurig auszubauen. Doch selbst die vom Staatlichen Bauamt Bayreuth konzipierten Pläne für letztgenanntes Projekt waren den Entscheidern im Bundesverkehrsministerium zu teuer. Auf 50 Millionen Euro haben die Mitarbeiter der Bayreuther Behörde den Ausbau des wenige Kilometer langen (4,3 Kilometer, um genau zu sein) Straßenabschnitts veranschlagt. Davon wären alleine 28 Millionen Euro auf den kleeblattförmigen Bau der Autobahnauffahrt entfallen. (...) 'Deshalb haben wir das Staatliche Bauamt beauftragt, eine weniger teure Lösung zu finden', sagte Herrmann. Diese werden die Bayreuther Straßenplaner noch im April dem Bundesverkehrsministerium präsentieren."
Bei dieser Lösung bleibt es beim vierspurigen Ausbau, nur die Auffahrt zur Autobahn soll geändert werden. Kein Kleeblatt mehr, sondern "Vor der Autobahnauffahrt wird eine der beiden Fahrspuren optisch abgetrennt, die dann als Einfädelspur dient."
(Wir haben im Hinterkopf: Nicht einmal zu Stoß- und Hauptverkehrszeiten kommt es an der jetzigen Auffahrt mit der Ampellösung zu einem Stau. Dafür sind die Verkehrszahlen einfach zu gering.)
Weiter heißt es in dem Artikel (der online leider nicht in der vollen Länge veröffentlicht ist, wie in der Printausgabe des Selber Tagblatts -
Schönwalder Anzeiger - bei "Fichtelgebirge"):
"Ein Anliegen ist Herrmann und den Bürgermeistern, dass auch die Ortsdurchfahrt Tröstau und der Streckenabschnitt von der A 93 bis Schirnding in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen und ausgebaut werden."
Wobei Schirndings Bürgermeister Reiner Wohlrab zu bedenken gab, dass die B303 für viele Bauern eine wichtige Straße ist.
"'Es stellt sich die Frage, ob die Traktoren auch noch fahren dürfen, wenn die Straße vierspurig ausgebaut ist.' Hierauf antwortete Wunsiedels Bürgermeister Karl-Willi Beck, dass wahrscheinlich der durchschnittliche Traktor 80 Stundenkilometer fährt, bis die Straße tatsächlich ausgebaut sei."
Humor ist schon so eine Sache-- aber die Antwort auf Reiner Wohlrabs Frage lautet NEIN, wie das Straßenbauamt Bayreuth bestätigt. Bei dem geplanten zweibahnig/vierspurigen Ausbau mit Trennstreifen in der Mitte wird die Straße zur Kraftfahrstraße gewidmet.
Die Straßenverkehrsordnung regelt, wer eine solche benutzen darf. (§ 18 Straßenverkehrsordnung StVO - Kraftfahrstraßen dürfen nur mit Kraftfahrzeugen benutzt werden, deren durch die Bauart bestimmte Höchstgeschwindigkeit mehr als 60 km/h beträgt; werden Anhänger mitgeführt, gilt das Gleiche auch für diese. Fahrzeug und Ladung dürfen zusammen nicht höher als 4 m und nicht breiter als 2,55 m sein. Kühlfahrzeuge dürfen nicht breiter als 2,60 m sein.)
Weiter heißt es in dem Zeitungsartikel, dass IZF-Vorsitzender Willi Müller den weiteren Ausbau der Ortsumgehung Schirnding anmahnte.
"Auch wenn die verkehrliche Wirkung nicht so groß ist, wäre ein Baubeginn ein Signal für unsere Bürger."
Ein Signal.
Wie es in einem online-Kommentar heißt:
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"Schade, dass nicht der komplette Artikel der Wochenendausgabe der Selber Frankenpost hier online ist. Und somit das Eingeständnis von IZF-Vorsitzenden Willi Müller bezüglich des weiteren Ausbaus der Ortsumgehung Schirnding:
Die "verkehrliche Wirkung" ist "nicht so groß". Was auf Normaldeutsch soviel heißt wie "der Ausbau bringt nix".
Der Baubeginn wäre aber laut Willi Müller "ein Signal für unsere Bürger." Welches Signal wird uns Bürgern denn gesendet, wenn ca. 13 Millionen unserer Steuergelder für den weder erforderlichen noch zu rechtfertigenden weiteren Ausbau von ca. 4 km Straße verschwendet werden?"
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Wobei der Kommentator die Längenangabe mit ca. 4 km großzügig angibt Die im Planfeststellungsbeschluß vom 16.03.2007 genannte Streckenlänge ist deutlich geringer, nämlich 2,54 km. Die verkehrliche Wirkung eines 2.540 Meter langen Stücks Kraftfahrstraße im Bereich der Ortsumgehung Schirnding ab der Raithenbachtalbrücke bis zur Röslautalbrücke wäre in der Tat "nicht so groß"!
Denn: Stellen wir uns einfach das folgende kleine in der Zukunft liegende Szenario vor-
Das Bundesverkehrsministerium hat entgegen seiner bisherigen Statements den Ausbau der Ortsumgehung Schirnding nun doch für als erforderlich erklärt und die dafür benötigten Mittel von rund 13 Millionen Euro freigegeben.
Die B303 schließt ab dem Grenzübergang Schirnding also zweispurig an die aus Tschechien zweispurig heranführende R6 an. Ab der Röslautalbrücke kommen dann 2.540 Meter vierspurige Kraftfahrstraße, für ca. 13 Millionen Euro nach 2-3 Jahren mit allen zwangsläufig damit verbundenen Beeinträchtigungen und Unannehmlichkeiten ausgebaut und nach Fertigstellung von vielen Fahrzeugen nicht mehr benutzbar (siehe StVO). Bei der Raithenbachtalbrücke geht es dann wie bisher zweispurig weiter. Und das für eine sehr lange Zeit. Denn wie sagte Bürgermeister Karl-Willi Beck so humorvoll:
Der durchschnittliche Traktor fährt wahrscheinlich 80 Stundenkilometer, bis die Straße tatsächlich ausgebaut ist - was nur heißt, dass er als Realist an der Verwirklichung der Ausbauläne stark zweifelt.
Ein nettes kleines Szenario fürwahr.
Am 12.04.2013 erscheint ein weiterer Artikel in der Presse, mit der Überschrift "B 303-Ausbau soll billiger werden".
http://www.frankenpost.de/lokal/fp+fichtelgebirgsautobahn.artikel/art2460,2491997
Innenminister Herrmann sichert neue Planungen zu.
"Er reagiert damit auch auf ein Schreiben von Bundesminister Friedrich. Die Kosten für den Ausbau der B 303 zwischen Marktredwitz-West und der A 93 sollen geringer werden. Wie der bayerische Innenminister Joachim Herrmann in einem Brief an Bundesinnenminister Dr. Hans-Peter Friedrich schreibt, erstellt das Staatliche Bauamt Bayreuth derzeit eine kostengünstigere Alternative. Friedrich hatte sich zuvor in dieser Sache an Herrmann gewandt.
Der Bundesinnenminister hatte geltend gemacht, dass die von der bayerischen Straßenbauverwaltung beim Bundesverkehrsministerium vorgelegte Planung mit Kosten von rund 50 Millionen Euro mehr als viermal so hoch gewesen sei, als im Bundesverkehrswegeplan zugrunde gelegt. Ursache für die höheren Kosten ist nach Friedrichs Aussage die Berechnung eines aufwendigen Kreuzungspunktes mit der A 93 (Kleeblatt) sowie die sich daraus ergebende Verlegung der Bahnstrecke. Preisgünstigere Lösungen wie etwa die Einrichtung einer Linksabbiegerspur, die sowohl das Kleeblatt als auch die Eisenbahnverlegung überflüssig machen würde, seien bislang nicht durchgerechnet worden."
Laut Innenminister Herrmann erarbeit das Staatliche Bauamt Bayreuth derzeit eine "neue kostengünstigere Planungsalternative. Dabei werde zwar am vierspurigen Ausbau der B 303 bei Marktredwitz festgehalten (..)". Dadurch wird eine deutliche Kostenreduzierung möglich, das modifizierte Entwurfskonzept wird dem Bund bereits in Kürze vorgelegt.
Wir sind auf den Plan gespannt. Aber: 50 Millionen Euro minus 28 Millionen Euro sind immer noch ca. die Hälfte des vierfach überteuerten Preises. Also immer noch ein Faktor zwei über dem im Bundesverkehrswegeplan angemeldeten Preises von 12,3 Millionen Euro für 24kk (= Ausbau von 2 auf 4 Spuren ohne Seitenstreifen). Das Nutzen-Kosten-Verhältnis wäre mit dem doppelten Preis so schlecht, dass das Projekt keine Chance auf Aufnahme in den alten Bundesverkehrswegeplan gehabt hätte. Zudem hat der Verkehr auch keineswegs zugenommen, wie für das Projekt vorhergesagt, sondern abgenommen, was das Nutzen-Kosten-Verhältnis weiter erniedrigt.
Die Bürgerinitiativen BiG (Bürgerinitiative gegen eine Fichtelgebirgsautobahn Gefrees und Umgebung) und die Bürgerinitiative
gegen die Fichtelgebirgsautobahn Ost haben dazu in einer Pressemitteilung Stellung bezogen.
http://www.frankenpost.de/lokal/fp+fichtelgebirgsautobahn.artikel/art2460,2500215
Der vollständige Text der Pressemitteilung lautet:
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"Wer rechnen kann, erkennt, dass 50 Millionen Euro minus 28 Millionen Euro immer noch ungefähr die Hälfte des vierfach überteuerten Preises darstellen. Dies bedeutet, dass die Kosten immer noch einen Faktor zwei über dem im Bundesverkehrswegeplan 2003 angemeldeten Preis von 12,3 Millionen Euro für einen Ausbau der B303 von zwei auf vier Fahrspuren ohne Seitenstreifen liegen. Das Nutzen/Kosten - Verhältnis wäre mit dem doppelten Preis so schlecht, dass das Projekt Ausbau MAK-West zur A93 keine Chance auf Aufnahme in den alten Bundesverkehrswegeplan aus dem Jahre 2003 gehabt hätte. Der Verkehr auf der B303 hat auch keineswegs zugenommen, wie für das Ausbauprojekt vorhergesagt, sondern er hat – laut der Zahlen der Zentralstelle für Informationssysteme des Bayerischen Innenministeriums – abgenommen! Dieser Umstand verschlechtert das Nutzen/Kosten-Verhältnis abermals.
Für den neuen Bundesverkehrswegeplan, der im Jahr 2015 kommen soll, werden alle Projekte an der B 303 einer erneuten Überprüfung unterzogen. Das Resultat dürfte eigentlich klar auf der Hand liegen. Es sei denn, jemand dreht an diversen Stellschrauben, um das Nutzen/Kosten – Verhältnis zu ‚optimieren‘. Alles schon da gewesen!
Wissenswert ist auch, dass das Bundesverkehrsministerium bereits im Juli 2012 die Bayerische Straßenbauverwaltung dazu anhielt, zu prüfen, welche Planungsalternativen für einen Ausbau der B303 im Bereich Marktredwitz möglich bzw. überhaupt erforderlich sind, um eine ‚bedarfsgerechte‘ Verkehrsabwicklung gewährleisten zu können. Denn bereits jetzt steht auf der Grundlage der offiziellen Zahlen fest, dass die bereits heute für 20.000 Kraftfahrzeuge ausgelegte B303 mehr als dem Bedarf entsprechend ausgebaut ist und sogar noch über eine sehr hohe Leistungsreserve verfügt, denn es fahren zwischen Marktredwitz-West und der Grenze zu Tschechien derzeit maximal 7.500 Fahrzeuge im Schnitt pro Tag! Da stellt sich die Frage, ob der Steuerzahler mit den oben genannten Millionensummen belastet werden darf?
Die Straße ist bereits jetzt hoffnungslos überdimensioniert. Es besteht keinerlei Anlass, auch nur einen müden Euro an Steuergeldern für einen weiteren Ausbau zwischen Marktredwitz-West und der Grenze zu Tschechien auszugeben."
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