Schreiben von Kerstin Popp an die Stadt Marktredwitz
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am 05.09.2012 habe ich Ihr Schreiben 60.2 erhalten, in dem Sie mir mitteilen, meinen an die Stadt Marktredwitz gerichteten Fragen und Anmerkungen zur Sanierung der Deponie Haldenstraße werde "in Abstimmung mit der Regierung von Oberfranken und den Fachbehörden, insbesondere Wasserwirtschaftsamt Hof und Landesamt für Umwelt im Zuge der Bauausführung bzw. Bauüberwachung Rechnung getragen."
Ich verstehe das richtig, die Stadt Marktredwitz muß mit der Regierung und den Fachbehörden Rücksprache nehmen um meine Fragen vollumfänglich beantworten zu können? Das ist ok, auf ein paar Tage hin oder her kommt es mir nicht an, für mich ist die Qualität der Information von Bedeutung.
Es hat bereits ein böses Mißverständnis gegeben, deshalb möchte ich hier an dieser Stelle anmerken: Ich habe in der Vergangenheit zweimal einen Rundgang über die ehemalige Deponie unternommen. Einmal am 28.07.2012, als es noch nirgends eine Absperrung gab und das ganze Gelände von jedem interessierten Bürger völlig frei betreten werden konnte, und ein zweites Mal am 23.08.2012 auf Einladung der Regierung von Oberfranken und in Begleitung dreier Regierungsbeamter.
Wenn ich zufällig in Marktredwitz bin und sich die Gelegenheit ergibt, sehe ich mir die Sache allerdings an, denn diese, wie die Regierung von Oberfranken selbst sagt, "nicht alltägliche Deponiebaustelle" interessiert mich. Aber ich allein unternehme selbstverständlich keine Rundgänge über die Deponie! Die zudem mittlerweile endlich abgesperrt ist.
Das, was ich bei meinen gelegentlichen Spaziergängen sehe, beunruhigt mich.
Da ist die Sache mit dem blauen Fass, das ich in der abgegrabenen Deponiekante ostwärts zufällig bemerkt habe, als ich mit meinem Hund einen kleinen Spaziergang den Spazierweg unterhalb der Deponie entlang gemacht habe - von dort hat man einen wunderbaren Blick auf den unteren Deponiebereich; und seit die westliche Baumreihe entfernt wurde hat man einen noch besseren Blick auf die abgegrabene Deponiekante ostwärts. Und auf das mittlerweile daraufgehäufte Material. Man versichert mir: Die Arbeiter hätten Anweisung, jedes Fass oder auffällige Behältnis zu melden, damit es untersucht wird. Aber die Arbeiter haben aus nächster Nähe nicht gesehen, was mir aus einiger Enfernung aufgefallen ist.
Da ist die Sache mit dem Staub. Ich sah am 28.07.2012 den Staub auf dem Gras der Wiesen unterhalb der Deponie. Ich habe selbst gesehen, welch gewaltige Staubwolken und beeindruckende Wirbel vor allem gen Norden gezogen sind. Und offensichtlich staubt es immer noch, auch wenn man mir versichert hat dass das anfängliche Problem mit dem Staub gelöst wäre. Es staubte massiv, staubt offensichtlich weiterhin, aber um den Staub und eventuell darin enthaltene Schadstoffe zu messen wurden lediglich an drei oder vier Stellen einige nach oben offene kleine schmale Becher auf Stangen aufgestellt.
Was uns generell zur Frage der Schadstoffmessungen bringt!
Die, wie man mir versichert, durchgeführt werden. Warum kann dann niemand sagen, was seit wann wo und wie gemessen wird, und was die Werte ergeben?
Über EIN was und wie habe ich immerhin im Zeitungsartikel vom 31.08.2012 eine Info gesehen; "Die Mecoprop-Belastung werde täglich über mehrere silberne Säulen, die bis tief ins Grundwasser gebohrt worden sind, überwacht." Silberne Säulen. Sehr schön. Ich kenne silberne Stäbe im Zusammenhang mit kolloidalem Silber. Wo genau sind seit wann was genau für silberne Säulen installiert?
Und da ist die Sache mit dem Wasser. Man versichert mir: Dem Haldengraben läuft nicht mehr, wie vor Beginn der Sanierung, Wasser von der Deponie-Oberfläche zu.
Letzten Sonntag habe ich während eines Spaziergangs mit zwei Bekannten auf jenem Spazierweg von der Miedelmühle zur Edeka gesehen, wie die Niederschläge der letzten Tage, die zweifellos weder auffällig ergiebig noch stark waren, den Deponiekörper ausgespült haben. Den Spuren nach gelangte Wasser in den Haldengraben. Tatsächlich war der Weg an dieser Stelle so morastig, dass wir in Ermangelung passenden Schuhwerks umgekehrt sind. Die diversen Fahrradfahrer, die wir gesehen haben, taten sich da natürlich leichter -
Was mich zusätzlich beunruhigt hat: Diese Ausspülung befindet sich in unmittelbarer Nähe eines undefinierbaren orangen Rinnsals, das aus der Deponie suppt (gut vom Weg aus zu erkennen). Eine in meinen Laienaugen eher ungesund aussehende Flüssigkeit mit öligem, ziemlich dickem Oberflächenfilm, der Schaum, der sich an einer Stelle gebildet hatte, wirkte auch sonderbar.
Der deponieseitige Graben stand voller Wasser.
Und auch die Abgrabung oben an der B303 - selbstverständlich begrüße ich es, dass der Müll bis zum sauberen Damm der B303 abgegraben wird; aber die Abgrabung geht ja gewissermaßen steil hoch fast bis zum Ansatz der Asphaltdecke - die Böschung wird nun mit Sand bedeckt? Ich habe Ausspülungen gesehen. Ist das stabil genug? Und was ist, wenn ein Pkw oder ein vollbesetzter Reisebus seitlich abkommt, oder ein Benzintanklaster, wer haftet da, wie sieht es mit der Verkehrssicherungspflicht aus?
(...), der Presse gegenüber sagten Sie: "Wir wollen hier weder etwas vertuschen noch verbergen." Und laut dem Bayerischen Umweltinformationsgesetz (BayUIG) habe ich ohnehin Anspruch auf Zugang von Umweltinformationen. "Die Erteilung (...) einfacher schriftlicher Auskünfte sowie die Einsichtnahme in Umweltinformationen vor Ort ist kostenfrei."
Zu den einfachen schriftlichen Auskünften zählt auch die Übermittlung der einfachen Meßwerte. Ich benötige keine Interpretation, entsprechender Sachverstand ist vorhanden oder würde gegebenenfalls bei Greenpeace oder dem Umweltinstitut München eingeholt.
Bitte lassen Sie mir also einfach die Meßwerte zukommen - Staub, Wasser, Deponiegase, Boden.
Laut BayUIG sind die informationspflichtigen Stellen auch gehalten, "die Öffentlichkeit aktiv und systematisch über die Umwelt zu unterrichten. In diesem Rahmen verbreiten sie Umweltinformationen, die für ihre Aufgaben von Bedeutung sind und über die sie verfügen, möglichst unter Nutzung elektronischer Kommunikationsmittel."
Ich hatte die Stadt Marktredwitz in meiner email am 8.08.2012 gebeten, die Messwerte auf ihrer Internetseite bekannt zu machen, zusammen mit Fotos von dem, was man bei den Probebohrungen neben dem Betonwerk auf Deponiegelände festgestellt hat. Umweltinformationen zur Sanierung dieser im Altlastenkataster der CFM erfassten "Industriedeponie", wie die Stadt Marktredwitz 2009 einmal selbst schrieb, sind zweifellos von Bedeutung.
Mit freundlichen Grüßen
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