Sehr geehrte Frau Kramme,
in der Frankenpost habe ich am 21.1.2011 mit großem Interesse gelesen, dass Sie mit Frau Ernstberger zur geplanten Stimmkreisreform an Innenminister Herrmann geschrieben haben. Sie stellen treffend fest:
"Die Begründung folgt hier der Veränderung und nicht umgekehrt. Diese Argumentation ist im höchsten Maße fehlerhaft und folgt einer falschen Logik."
Sie durchschauen Absurdidät - deshalb bitte ich Sie bei unserem massiven Problem hier um Ihre Unterstützung.
Denn: Die verquere Logik, mit der die Stimmkreisreform begründet werden soll, ist haargenau dieselbe, mit der einige Politiker unverdrossen "die Fichtelgebirgsautobahn" durchsetzen wollen, bzw. den zweibahnig/vierspurigen Ausbau der B303 zwischen Schirnding und der A93. Zu einer Autobahn, breiter als die A93, mit all ihren gravierenden negativen Auswirkungen - für reale ca. 5000 Kfz!
Sie und Frau Ernstberger formulieren "Die Begründung für eine Reduzierung der Stimmkreise ergibt sich also erst durch die Reduzierung derselben" - was Sie eins zu eins auf den Ausbau dieser Straße umsetzen können: "Die Begründung für einen Ausbau der Straße ergibt sich also erst durch den Ausbau derselben."
Denn die Verkehrszahlen würden ERST ansteigen, WENN die Straße vierspurig wäre - und deswegen soll jetzt die Straße, die von lediglich ca. 5000 Kfz benutzt wird, vierspurig ausgebaut werden?!?
Wobei selbst bei einem vierspurigen Ausbau nur maximal 12400 Kfz (DTV2025) prognostiziert werden, was einen vierspurigen Ausbau bei weitem nicht rechtfertigt.
Überall sonst genügen für deutlich mehr Verkehr drei Fahrspuren vollkommen, und die Experten des Straßenbauamts Bayreuth waren zu dem Schluß gelangt dass ein dreispuriger Ausbau vollkommen ausreichend ist.
http://www.frankenpost.de/nachrichten/fichtelgebirge/wunsiedel/art2460,1194076
Die B303 ist für 20000 Kfz ausgelegt, wird hier derzeit aber nur von ca. 5000 befahren - ihre Kapazität ist somit nur zu ca. 25% ausgelastet. Warum soll so eine Straße nicht bereits angemessen leistungsfähig sein?
Laut DTV2025 soll der Verkehr auf maximal 12400 Kfz ansteigen FALLS die Straße vierspurig sein sollte - die Kapazität wäre somit nur zu maximal 62% ausgelastet - warum soll so eine Straße nicht bereits angemessen leistungs- und auch zukunftsfähig?
Die ca. 2 Kilometer Ortsumgehung Schirnding sind vom Querschnitt her bereits quasi dreispurig wie anderswo Straßen, die ca. 17000 Kfz realen Verkehr bewältigen. Warum soll es notwendig sein, diese Ortsumgehung noch weiter auszubauen? Für derzeit ca. 5000, maximal 12400 Kfz und ca. 12 Millionen Euro?
Dies ist eine lange email, das ist mir bewußt, aber ich würde mich sehr freuen, wenn Sie mich ernst nehmen würden - denn hier geht es um eine Sache, die nicht nur für uns hier wichtig ist, sondern für ganz Bayern, bzw. deutschlandweit.
Es gibt notwendige Projekte, die aufgrund knapper Kassen nicht realisiert werden können. Straßenschäden vom letzten Winter sind noch nicht repariert, und man geht davon aus, dass für die Ausbesserung der Schäden dieses Winters zusätzlich rund 10 Milliarden Euro nötig sein werden. Es ist schön zu lesen, dass Bundesverkehrsminister Ramsauer nun
2,2 Milliarden Euro "für die schnellstmögliche und vorrangige Beseitigung von Winterschäden auf den Bundesfernstraßen locker machen will, so viel wie nie zuvor" - aber bei Schäden in Höhe von 10 Milliarden Euro ist dieser Betrag natürlich viel zu niedrig.
Es ist nicht genug Geld da, um die vorhandenen Straßen zu reparieren und ordentlich zu unterhalten.
Die Kosten für den zweibahnigen Ausbau zwischen der Grenze und der A93 werden mit circa 65 Millionen Euro veranschlagt. So eine Summe für ca. 16 Kilometer weder verkehrszahlenmäßig, noch wirtschaftlich zu rechtfertigender neuer Autobahn auszugeben würde - im Gegensatz zu einem wechselseitig dreispurigen Ausbau dort wo möglich - mehr als nur Befremden auslösen!
Dazu kommt, dass die B303 neu, bzw. ein vierspuriger Ausbau zwischen der Grenze und der A93, nur deswegen im Bundesverkehrswegeplan steht, weil in den eingereichten Unterlagen mit falschen Zahlen für Baukosten und Unterhalt gearbeitet wurde. Und man mit dem sich daraus ergebendem viel zu hohen Kosten-Nutzen-Verhältnis die Notwendigkeit des Baus begründete. Und obwohl die Verantwortlichen auf diesen Fehler wiederholt aufmerksam gemacht wurden und ihn bestätigten, und zu korrigieren versprachen, zuletzt Ministerialrat Jung 2007, wurde er bis heute nicht korrigiert.
Ich bitte Sie: Sorgen Sie dafür, dass dieses unwirtschaftliche und unnötige Projekt zumimdest jetzt endlich umgehend aus dem Bundesverkehrswegeplan gestrichen wird.
Wenn als logische Konsequenz allenfalls die Entscheidung für den mehr als ausreichenden, kostengünstigen, wechselseitig dreispurigen Ausbau zwischen der Grenze und der A93 aus Berlin käme, ginge erleichtertes Aufatmen durch die Region, und die Leute hier könnten sich wieder Projekten zuwenden, die, anderes als eine weitere und dazu gänzlich unnötige Autobahn durch hochsensibles Gebiet, für unsere gesamte Region tatsächlich konkrete positive Auswirkungen hätten.
Wir haben aktuelle Fotos der durchschnittlichen Verkehrssituation im Dezember zwischen Schirnding und der A93 auf unsere Internetseite www.fichtelgebirgsautobahn.info gestellt, wenn es Sie interessiert? Aber Sie wissen vermutlich selbst, wie wenig Verkehr auf der B303 unterwegs ist.
Ich würde mich sehr freuen, wieder von Ihnen zu hören, und verbleibe bis dahin
mit freundlichen Grüßen aus Hohenberg,
Kerstin Popp"