lautet die Überschrift eines Frankenpostartikels über Karl Paulus, den dienstältesten Kreisgeschäftsführer des Bund Naturschutzes.
http://www.frankenpost.de/regional/oberfranken/laenderspiegel/Das-Glueck-den-Eisvogel-zu-sehen;art2388,4099509
Auch das Projekt Fichtelgebirgsautobahn wird angesprochen, das Karl Paulus seit mehr als 30 Jahren begleitet - ein nicht nur in Paulus' Augen "völlig unsinniges Projekt", das bisher "durch eine Allianz von Bürgerinitiative, Kommunalpolitik und Bund Naturschutz" verhindert werden konnte.
Eine Krise für die Wunsiedler BN-Kreisgruppe gab es 2000, als sich der damalige Kreisvorsitzende und SPD-Landtagsabgeordnete Albrecht Schläger plötzlich pro Autobahn positionierte.
Daraufhin entzog ihm nach 27 Jahren die Hauptversammlung der BN-Kreisgruppe das Vertrauen und wählte im Januar 2001 Fred Terporten-Löhner in einer Kampfabstimmung zum neuen Vorsitzenden.
"Man muss sich das mal vorstellen: Wir hätten jetzt eine 40 Kilometer lange Autobahn-Baustelle quer durch den Naturpark Fichtelgebirge", sagt Paulus und kann nur mit dem Kopf schütteln.
Die Frankenpost veröffentlicht am 27.05.2015 einen Leserbrief von Albrecht Schläger mit der Überschrift "Leistungsfähige Verbindung".
Er schreibt, dass Karl Paulus wieder einmal behaupte, er, Schläger, hätte vor 15 Jahren die Autobahn quer durch das Fichtelgebirge gefordet. Richtig sei, dass er "damals wie heute eine leistungsfähige Straßenverbindung von Ost nach West in Anlehnung an die bestehende B 303 befürwortet habe." Damals als Vorsitzender des Wunsiedler Bund-Naturschutz-kreisgruppe, wie heute als Vorsitzender des Regionalverbandes Fichtelgebirge, der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, und als zweiter Vorsitzender der IZF.
Leistungsfähige Ostwestverbindung. Dieser Begriff ist im Laufe der Jahre Synonym geworden für eine vierspurige Straße mit dem Querschnitt einer Autobahn.
Nun.
1989 bezeichnete Albrecht Schläger die B303 neu als blanken Etikettenschwindel, da die vorgeschlagene Trassenführung nichts weiter sei als eine Neuauflage einer alten Autobahnplanung, die ein "wahnsinniger Einschnitt in das ökologische Gefüge des Fichtelgebirges" wäre.
1997 trat er als Referent bei der Aufklärungsversammlung einer Interessengemeinschaft auf, die sich gegen den Bau einer Südumgehung von Weißenstadt und gegen den Ausbau der Staatsstraße 2180 zu einer neuen Trasse der B303 gegründet hatte. Laut Information der Interessengemeinschaft hatte der Staatsekretär im bayerischen Innenministerium Alfred Sauter in einem Brief vom April 1996 mitgeteilt, "Der Ausbau der Staatsstraße 2180 und der Bau der Ortsumgehung Weißenstadt sind im übrigen so ausgelegt, daß diese Maßnahmen in eine neue Bundesstraße 303 integriert werden können".
Albrecht Schläger zeigte die seiner Einschätzung nach Unsinnigkeit des Projekts auf, welches "mit einer Autobahnplanung des Dritten Reichs begonnen habe und seither nie vom Tisch verschwunden sei".
Und berief sich dabei nicht nur auf die geringe Verkehrsbelastung.
Er erwähnte auch das seiner Ansicht nach nicht haltbare Argument Zeitverluste auf der jetzigen Strecke, deren weiterer Ausbau laut den Befürwortern einer neuen Bundesstraße nicht möglich sei. Und sagte:
"Wegen ein paar Minuten Zeitersparnis sind wir nicht bereit, Natur und landwirtschaftliche Produktionsflächen zu opfern".
Er sprach auch die Tatsache an, dass der Verkehr neuerdings nicht weiter zunehme. Ebenfalls merkte er an, dass sich dieser nach der Fertigstellung der Autobahn (A6) ohnehin weiter verlagern werde, und sich nur der Verkehr direkt nach Westen weiter den Weg über das Fichtelgebirge suchen werde.
Waren es nicht seine Worte gewesen: "Man sollte sich deshalb von der Ansicht verabschieden, daß der Paß über das Gebirge künftig riesige Verkehrsströme bewältigen muß"?
Appellierte er nicht daran, "den Schulterschluß von Bauern, Naturschützern, SPD, Heimat- und Wandervereinen zu bewahren und weiterhin gemeinsam gegen jene zu kämpfen, für die Asphalt und Beton Fortschritt bedeuten"?
1988 sagte Albrecht Schläger als damaliger Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Wunsiedel, die Kreisgruppe Wunsiedel hätte die Diskussion um die B303 längst ad acta gelegt „Wenn sie uns nicht von einigen ökologischen Geisterfahrern wieder aufgezwungen worden wäre“, und sprach von einer „Unvernunft aus Asphalt und Beton“.
Nein.
Wenn jemand die Schaffung einer leistungsfähigen Straßenverbindung von Ost nach West befürwortet, sieht das anders aus.
Das sieht dann so aus wie Mitte 2000, als Albrecht Schläger als verkehrspolitischer Sprecher der SPD im bayerischen Landtag für einen Ausbau der bestehenden B303 eintrat.
Seit 2001 steht er als zweiter Vorsitzender der IZF hinter dieser und tritt für das Ziel ein, das sie ganz klar - und auch heute, Anfang Juli 2015 noch - auch auf ihrer Homepage formuliert: "Wir fordern den Neubau einer leistungsfähigen vierspurigen Ost-West-Verbindung vom Grenzübergang Schirnding bis zur Autobahn A9."
Den Neubau einer leistungsfähigen vierspurigen Straße zwischen dem Grenzübergang Schirnding und der A9. Mit einem Regelquerschnitt, der dem einer Autobahn entspricht: 26 Meter.
Da ein Neubau einer vierspurigen Straße nun nicht mehr realisierbar scheint, setzt sich Albrecht Schläger bzw. die IZF penetrant für einen vierspurigen Ausbau der bestehenden B303 ein. Vier Spuren zwischen dem Grenzübergang Schirnding und Marktredwitz-West, und zur A9 dann sollen zumindest möglichst viele zusätzliche dritte Fahrspuren angebaut werden. Beispielsweise berichtet die Frankenpost im Februar 2009 von der Forderung der IZF und des Verkehrsverbandes Nordostbayern an Innenminister Herrmann.
„Den schnellstmöglichen vierspurigen Ausbau der B 303 zwischen Schirnding und der A 93. Die sofortige Fortführung der Ausbaumaßnahme für die B 303 bis Marktredwitz-West. Den kompletten vierstreifigen Ausbau der bestehenden B 303 mit direktem Anschluss an die A 70."
Albrecht Schläger hat auch seine Meinung hinsichtlich der Verkehrsentwicklung umgekehrt und sich der der IZF angeschlossen, die sie wie folgt formulierte: "Im Rahmen der EU-Ost-Erweiterung ist von einer weiteren, bis zu mehreren 100% Verkehrssteigerung aus dem Osten bis zum Jahr 2015 auszugehen, die unweigerlich zu einem "Verkehrsinfarkt" führen wird.
Nun.
Wir schreiben das Jahr 2015. Weder die angekündigte Verkehrssteigerung, noch der damit verbundene Verkehrsinfarkt sind eingetroffen. Ganz im Gegenteil - die Verkehrszahlen auf der B303 sind niedrig, sie haben allenfalls Kreisstraßenniveau, die Kapaziät der B303 ist nicht einmal ansatzweise ausgeschöpft, die Straße verfügt über eine extrem hohe Leistungsreserve. Eine Leistungsreserve, die auch sämtlichen offiziellen Prognosen nach nicht ausgeschöpft werden wird.
Aber zurück zum Leserbrief, in dem Albrecht Schläger nicht nur Karl Paulus erwähnt, sondern auch "die Gruppe" um ihn, die sich als "Autobahn-Verhinderer" immer wieder neu feiern würde.
Die letzten beiden Sätze in Herrn Schlägers Leserbrief muten ganz besonders sonderbar an. Er schreibt, dass die Stelle beim Bund Naturschutz, die Karl Paulus innehat, durch ihn, Schläger, eingerichtet und die finanzielle Ausstattung auf Dauer gesichert worden wäre.
"Undank ist der Welten Lohn."
Undank.
Soll Karl Paulus seine Dankbarkeit über die Existenz seines Jobs dadurch ausdrücken, dass er Herrn Schläger und den Ausbaubefürwortern um ihn herum nach dem Mund redet und sich für den vierspurigen Ausbau der B303 oder gar den Bau einer neuen Trasse einsetzt?
Angesichts der Unsinnigkeit des Projekts, das laut Albrecht Schlägers früheren Worten "mit einer Autobahnplanung des Dritten Reichs begonnen habe und seither nie vom Tisch verschwunden sei"?
Das ein "wahnsinniger Einschnitt in das ökologische Gefüge des Fichtelgebirges wäre" und „Unvernunft aus Asphalt und Beton“?
Angesichts geringer Verkehrszahlen und dem Fakt dass man sich von der Ansicht "verabschieden muß, daß der Paß über das Gebirge künftig riesige Verkehrsströme bewältigen" müßte?
Soll gerade ein Mitglied des Bund Naturschutzes, gar ein Geschäftsführer, bereit sein, "wegen ein paar Minuten Zeitersparnis Natur und landwirtschaftliche Produktionsflächen zu opfern"?
Gerade Karl Paulus und die Wunsiedler Kreisgruppe des Bund Naturschutzes kam und kommt noch heute vielmehr den Ausbaubefürwortern immens entgegen.
Für den Abschnitt zwischen A93 und Schirnding-West spricht sich der BN auch 2015 für einen dreispurigen Ausbau mit wechselnden Überholmöglichkeiten aus. Und er würde sich nicht gegen einen vierspurigen Ausbau zwischen Marktredwitz-West und der A93 sperren.
Das ist weit mehr als ein Kompromiss, mit dem übrigens auch die Bürgerinitiative gegen die Fichtelgebirgsautobahn Ost ursprunglich hätte leben können, wohlwissend und auch betonend, dass er nicht erforderlich ist. Es war der besonderen Situation im "Ausbaubefürworterlandkreis" Wunsiedel geschuldet.
Aber die Ausbaubefürworter sind nie auch nur ansatzweise auf diese Lösung, auf dieses Engegenkommen eingegangen, und tun es auch heute noch nicht.
Die B303 ist für 20000 Kfz gebaut, nirgends fahren auch nur annähernd so
viele.
Es gibt keine Gefahrenstellen auf der B303, die entschärft werden müßten.
Die Baupläne in Tschechien sind bekannt - man beabsichtigt keinen weiteren Asubau auf tschechischer Seite.
Das Bundesverkehrsministerium betont, dass Aus- und Neubau künftig streng am Bedarf orientiert sein müssen.
Die Zeiten und die Situation sind heute anders.
Es gibt keine logische Begründung, mit der man sich heute für einen weiteren Ausbau der B303 aussprechen kann.
Die Leserbriefe, die als Antwort auf Herrn Schlägers Leserbrief bei der Frankenpost eingereicht wurden, darunter der von Kerstin Popp vom 28.05.2015, wurden nicht veröffentlicht.
Der kurze Text lautete:
"Fakt ist, dass eine Straße wie die B 303, die für 20.000 Kfz gebaut ist, auf der aber nicht annähernd so viele fahren, extrem leistungsfähig ist.
Das bestätigen Verkehrsexperten. Auf der zweispurigen B 15 zwischen Hof und A 93 beispielsweise fahren rund doppelt so viele Fahrzeuge wie auf der zweispurigen B303, aber das Straßenbauamt bestätigt, dass kein Anlass für einen Ausbau besteht, "die jetzige Straße ist absolut ausreichend."
Warum Leute eine leistungsfähige Straßenverbindung von Ost nach West fordern, wenn sie diese mit der B 303 doch bereits haben, lässt sich mit rationalem Verstand nicht erklären."