http://www.frankenpost.de/regional/bayern/bayern/Streit-um-Bundesstrasse-im-Fichtelgebirge;art2832,3827043
Aus irgendeinem Grund ist dieser dpa-Artikel mitsamt seiner 3 Kommentare bei Frankenpost online nicht mehr auffindbar. Kerstin Popp wartet noch auf eine Antwort der Frankenpost auf die Frage, ob der Artikel von der Frankenpost gelöscht wurde, oder ob er, wie zuvor schon andere Artikel, auf unerklärliche Weise einfach verschwunden ist. Dass es diesen Artikel laut offizieller Aussage der Frankenpost "bei uns nicht mehr gibt" ist insofern bedauerlich, als dass in einem Kommentar zu einem anderen Frankenpostartikel auf diesen Artikel bzw. die dazu abgegebenen Kommentare verlinkt wird. Dieser Link führt nun leider ins Leere.
Aber: In anderen Medien ist dieser Bericht nach wie vor einzusehen, beispielsweise bei
http://www.welt.de/regionales/bayern/article136246769/Streit-um-Bundesstrasse-im-Fichtelgebirge.html
Trotz zu geringem Verkehrsaufkommen hat Bayern die B303 auf dem Gebiet des Landkreises Wunsiedel für den neuen Bundesverkehrswegeplan
vorgeschlagen. Aber, wie wir lesen:
"Das Verkehrsministerium in München verweist auf die grenzübergreifende Bedeutung des Straßenabschnitts: Der Streckenzug verbinde als Europastraße 48 das tschechische Karlsbad mit der Autobahn 93 in Deutschland."
Nun. Fakt ist, dass die E48 auf tschechischer Seite für den Quell- und Zielverkehr zwischen Eger und Karlsbad wichtig ist. 2010 fuhren dort bis zu 12000 Fahrzeuge pro Tag. Aber zwischen Eger und der Grenze lag der Verkehr unter 5000 Kfz. Analog sah es auf deutscher Seite aus. Der Verkehr hat seither nicht signifikant zugenommen.
"Es mag zwar das Schild 'E48' an der Straße stehen. Doch 'grenzüberschreitende Bedeutung' hat sie deshalb noch lange nicht. Diese Begründung für das Projekt erscheint an den Haaren herbeigezogen." fasst ein Online-Kommentator zusammen.
Den offiziellen Planungen der tschechischen Regierung nach wird die E48 bis mindestens 2030 weder zwischen Karlsbad und der Grenze durchgängig als Autobahn ausgebaut, noch die Strecke zwischen Karlsbad und Prag. Die Straße wird weiterhin hauptsächlich von lokalem Verkehr genutzt und hat keine transeuropäische Funktion.
Auf deutscher Seite ist die E48 / B303 zwischen der Grenze und der A93 für 20000 Kfz ausgelegt. Nirgends fahren dort jemals mehr als maximal 8000 Kfz. Der Verkehr könnte völlig problemlos um 100% zunehmen.
Der dpa-Artikel wird von zahlreichen Medien veröffentlicht, von Radio Euroherz über den Bayerischen Rundfunk und Die Welt bis zum Münchner Merkur.
Ein ausführlicherer Artikel erscheint online und in der Druckausgabe der Frankenpost (Bereich Oberfranken und Bayern) am 12.01.2015 mit der Überschrift "Widerstand gegen Ausbaupläne für B 303".
http://www.frankenpost.de/regional/oberfranken/laenderspiegel/Widerstand-gegen-Ausbauplaene-fuer-B-303;art2388,3827447
Zitat:
"Das Verkehrsministerium in München verweist auf die grenzübergreifende Bedeutung des Straßenabschnitts: Der Streckenzug verbinde als Europastraße 48 das tschechische Karlsbad mit der Autobahn 93 in Deutschland. Von Karlsbad bis Eger (Cheb) sei die Route schon vierspurig ausgebaut, von Eger bis zur Grenze sei die Trasse schon für einen Ausbau vorbereitet. 'Aus netzkonzeptionellen Gründen ist es erforderlich, für die wachsenden Wirtschaftsbeziehungen zwischen Nordostbayern und Tschechien einen einheitlichen, grenzüberschreitenden Ausbaustandard zu gewährleisten', teilte eine Sprecherin mit."
Europastraße hin, Verbindungsstraße zwischen Karlsbad und der A93 her, unsere tschechischen Nachbarn bauen auch eine sogenannte Europastraße nur da aus, wo hohes Verkehrsaufkommen dies rechtfertigt.
Und was genau soll heißen, die Trasse von Eger bis zur Grenze ist "schon für einen Ausbau vorbereitet"? Fakt ist, dass bereits 2010 das tschechische Verkehrsministerium erklärte, dass ein vierspuriger Ausbau von Eger zur Grenze auf Eis gelegt ist, bis die Verkehrszahlen einen vierspurigen Ausbau erfordern. Fakt ist, dass angesichts der niedrigen Zahlen bis mindestens 2030 kein Ausbau zwischen Eger und der Grenze geplant ist.
Fakt ist aber auch, dass anno 1938 das Projekt "Sudetenautobahn" entstand. Diese Sudetenautobahn sollte aus Deutschland über Eger nach Karlsbad führen... Wie es in einem Bericht so nett heißt, sollte die Sudetenautobahn A69 die Verkehrsbedingungen im neu entstandenen Sudetenland verbessern...
http://www.geocaching.com/geocache/GC346BJ_sudetska-dalnice-a69-st-2-nasep?guid=15440c80-95fb-4786-b5c6-a3651a133230
http://www.geocaching.com/geocache/GC34CQC_sudetska-dalnice-a69-st-3?guid=108b6ba2-5dd7-46c9-83ed-de3343b4c871
Luftaufnahmen zeigen den Zustand 1948. Eins davon die Region östlich von Eger, dort verläuft die R6 auch auf der alten Trasse...
Wenn München sagt, dass die R6 zwischen der Grenze und Eger für vier Spuren vorbereitet ist, hat es insofern Recht, als dass dafür nicht die Tschechen, sondern schon die Nazis gesorgt haben, denn die Erdarbeiten wurden vor 1941 ausgeführt, bevor der Bau gestoppt wurde...
Soviel zum Skurrilen am Rande...
Die Aussage des Verkehrsministeriums in München ist auch in anderer Beziehung sonderbar.
Wenn München einen einheitlichen, grenzüberschreitenden Ausbaustandard wie Tschechien gewährleisten will, muß es gar nichts ausbauen, da ja auch Tschechien nicht ausbaut. Bereits jetzt ist der grenzüberschreitende Ausbaustandard einheitlich. Beziehungsweise: Wenn München einen einheitlichen, grenzüberschreitenden Ausbaustandard wie Tschechien gewährleisten will, muß es vielmehr dafür sorgen, dass auch auf deutscher Seite bis mindestens 2030 nichts ausgebaut wird. Es muß umgehend seine Anmeldung für den neuen Bundesverkehrswegeplan zurücknehmen, die da lautet:
WUN [2] B 303 OU Schirnding 24KK Erweiterung (Ausbau der Ortsumgehung Schirnding von 2 Spuren auf 4 Spuren, keine Seitenstreifen)
und
WUN [1] B 303 A 93 - Schirnding 24KK Erweiterung (also zwischen der A93 und Schirnding von 2 Spuren auf 4 Spuren, keine Seitenstreifen)
Und was das Argument aus München mit den "wachsenden Wirtschaftsbeziehungen" angeht: Ganz offensichtlich drücken sich die in der drastischen Abnahme des Waren(Güter)verkehrs über die Grenze aus, als Grund für einen Ausbau können sie nicht dienen.
Kerstin Popp reicht zu dem Artikel vom 12.1.2015 einen Leserbrief ein.
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Unsere tschechischen Nachbarn bauen auch eine sogenannte Europastraße nur da aus, wo hohes Verkehrsaufkommen dies rechtfertigt.
Bereits 2010 erklärte das tschechische Verkehrsministerium, dass ein vierspuriger Ausbau von Eger zur Grenze auf Eis gelegt ist, bis die Verkehrszahlen einen vierspurigen Ausbau erfordern.
Angesichts der niedrigen Zahlen ist bis mindestens 2030 kein Ausbau geplant, und auch zwischen Karlsbad und Prag wird die R6 nicht durchgängig vierspurig werden.
Warum sollten wir Deutschen 70 Millionen Euro Steuergelder oder mehr für den Ausbau eines Straßenabschnitts ausgeben, auf dem nicht einmal halb so viele Fahrzeuge unterwegs sind wie die, für die er gebaut ist?
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Der Leserbrief wird von der Frankenpost nahezu unverändert am 15.01.2015 veröffentlicht. Aber leider nicht überregional im Bereich Oberfranken und Bayern, wie der Artikel auf den er sich bezieht. Er wurde nur regional bei "Sechsämterland" veröffentlicht, mit dem Titel: "zur B303; zu wenig Fahrzeuge".
Dort erscheinen noch zwei andere Leserbriefe. "Einfach und günstig; zu Schäger und Müller fordern besssere Straßen", und "Geringer Verkehr; auch zu Müller, Schläger und der B303". Wie Kerstin Popp vertreten auch diese beiden Leserbriefschreiber die Ansicht, dass der von Ausbaubefürworterten geforderter Ausbau der B303 nicht erforderlich ist, und benennen dafür konkrete Fakten.