Presseerklärung August 2010:
IFZ widerlegt
Tschechien baut nicht vierspurig bis zur Grenze
Das Hauptargument der Initiative Zukunft Fichtelgebirge (IZF) und anderer Befürworter einer Fichtelgebirgs-Autobahn erleidet Schiffbruch.
Die IZF hatte in der letzten Zeit wieder verstärkt gestreut, der Verkehr aus Tschechien werde aufgrund des Ausbaus der Autobahn zwischen Prag und Eger in naher Zukunft stark zunehmen, so dass zwischen Schirnding und der A 93 unbedingt eine Autobahn vonnöten sei.
Kerstin Popp von der Bürger-Initiative gegen die Fichtelgebirgs-Autobahn Ost hat die aktuelle Lage beim tschechischen Verkehrsministerium recherchiert.
Die klare, schriftliche Antwort der tschechischen Behörde: Zwischen Eger und der Grenze wird nicht vierspurig ausgebaut.
Eine ähnliche Information gab der bayerische Innenminister Herrmann bereits im Januar 2009: Er betonte, die tschechische Seite plane derzeit keinen weiteren vierspurigen Ausbau zwischen Karlsbad und Prag.
Die diffuse Drohung mit einem starken Verkehrsanstieg kann daher nicht aufrechterhalten werden.
Schon die bisherige Prognose des Staatlichen Straßen-Bauamts Bayreuth mit maximal 12.400 Fahrzeugen täglich bei Schirnding war nicht ausreichend für den Bau einer Autobahn – jetzt muss diese Verkehrszahlen-Schätzung weit nach unten korrigiert werden.
Damit gewinnt die Forderung, dass, wo möglich, lediglich ein dreispuriger Ausbau mit wechselnden Überholspuren und mit optimalem Lärmschutz erfolgen soll, neues Gewicht. Als Paradebeispiel hierfür kann die B 505 bei Bamberg dienen – hier wird mit hohem Sicherheitsstandard wesentlich mehr Verkehr als bei uns mit einem dreispurigen Ausbau mit wechselseitigen Überholmöglichkeiten abgewickelt.
Gegenwärtig jedoch erfolgen die Planungen zwischen Schirnding und Marktredwitz entgegen der Empfehlungen von Straßenbau-Experten noch immer unter der Prämisse einer Autobahn – dies war der Auslöser für die Gründung der Bürger-Initiative Fichtelgebirgs-Autobahn Ost. Es ist nicht hinnehmbar, dass trotz viel zu geringer Verkehrszahlen ein Autobahn-Bau vorangetrieben werden soll.
Es ist nicht hinnehmbar, daß Lobbyismus für eine nicht benötigte Autobahn betrieben wird – dies dient lediglich den knallharten Wirtschaftsinteressen von Unternehmen aus dem Bereich des Straßen- und Betonbaus, die sich hier einen Umsatz von bis zu 1,6 Milliarden Euro aus dem Bau einer Fichtelgebirgs-Autobahn erhoffen.
Es ist nicht hinnehmbar, dass mit dem Argument von Arbeitsplätzen Stimmung gemacht wird. Arbeitsplätze werden nicht von Autobahnen geschaffen, sondern von aktiven und rührigen Politikern. Ein Musterbeispiel dafür ist Cham und sein Hinterland: Keine Autobahn, aber dort fand in den letzten Jahren eine imposante wirtschaftliche Entwickung statt.
Die Bürger-Initiative konzediert, dass zwischen Schirnding und Marktredwitz die Überholmöglichkeiten verbessert werden müssen – aber sie will unsere Region vor einer Zunahme des Transitverkehrs, insbesondere des Schwerlastverkehrs, schützen. Denn wird erst einmal eine Autobahn angeboten, dann zieht diese zwangsläufig Verkehr an, und die Abgas- und Lärmsituation wird sich drastisch verschärfen.
Die BI ist daher dezidiert der Ansicht, dass ein dreispuriger Ausbau mit wechselseitiger Überhol-Möglichkeit zwischen der Grenze und der A93 die angemessene Lösung ist. Sie würde nur einen Bruchteil der ca. 66 Millionen Euro verschlingen, die das Straßenbauamt Bayreuth für den vierspurigen Ausbau veranschlagt. Und sie könnte wesentlich schneller umgesetzt werden.
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Presseerklärung Oktober 2010:
Ja zur Reaktivierung der Bahnstrecke Selb Asch
In ihrer jüngsten Sitzung sprach sich die Bürger-Initiative gegen die Fichtelgebirgs-Autobahn Ost einhellig für die Reaktivierung der Bahnstrecke Hof-Eger über Selb-Asch aus.
Wie kürzlich der Presse zu entnehmen war, will die neue tschechische Regierung das rund 1,8 Kilometer lange Teilstück zwischen Asch und der Landesgrenze zu Bayern rückbauen, wenn die Strecke jetzt nicht reaktiviert wird. Das wäre dann wohl das endgültige Aus für diese Strecke.
In Zeiten des Konsenses, dass die Bahn mehr Aufgaben übernehmen sollte und der Öl-basierte Individual-Verkehr reduziert werden sollte, macht es Sinn, eine mit wenig Mitteln schon früher vorhandene und leicht reaktivierbare Bahnstrecke wieder in Betrieb zu nehmen.
Auf völliges Unverständnis stieß die Haltung der Stadt Selb - an deren Weigerung, den ihr zufallenden Finanzierungs-Eigenanteils in relativ geringer Höhe zu übernehmen, droht dieses Bahnprojekt zu scheitern.
Der Selber OB Kreil ist einer der Verfechter einer verkehrszahlenmäßig nicht erforderlichen, milliardenteuren Autobahn durch das Fichtelgebirge – diese zahlt ja auch der Steuerzahler über den Bund. Wenn Selb selbst einen Beitrag zu einer zeitgemäßen kostengünstigen Ost-West-Verbindung leisten könnte, bei der das Selber Budget belastet wird, dann zuckt man auf einmal zurück.
Die BI fordert deshalb die Stadt Selb auf, ihre Haltung nochmals zu überdenken und einer Reaktivierung dieser Bahnstrecke nicht im Wege zu stehen.