Wirtschaftskammern schmieden ein Bündnis für Oberfranken, lautet die große Überschrift eines auf der Titelseite der Frankenpost am 15.08.2015 veröffentlichten Artikels.
Industrie, Handel und Handwerk wollen auf vielen Feldern zusammenarbeiten. "Ziel der nach Kammerangaben bundesweit einmaligen Kooperation ist es, die Digitalisierung voranzutreiben. Außerdem wollen sich die beiden Partner gegen den Fachkräftemangel stemmen und Wirtschaft und Wissenschaft enger verzahnen." Die Industrie- und Handelskammer (IHK) für Oberfranken und die Handwerkskammer (HWK) für Oberfranken rücken zusammen.
Auf Seite 15 der Frankenpostausgabe findet sich ein weiterer Artikel zu dieser Thematik mit der Überschrift "Hand in Hand für die Region" und der Info, dass IHK und HWK in dem gemeinsamen Projekt "Domizil Hochfranken" "Städte und Gemeinden mit neuem Leben füllen" wollen. Sie fordern dafür von der bayerischen Staatsregierung ein umfassendes Programm, "Städte und Gemeinden in ganz Oberfranken und vor allem im Landkreis Fichtelgebirge mit neuem Leben zu füllen".
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Im LANDKREIS Fichtelgebirge? (Der ist bitte wo genau?)
und
Das neue gemeinsame Projekt, der "historische Schritt" von IHK und HWK um Städte und Gemeinden in Hochfranken mit neuem Leben zu füllen, besteht tatsächlich lediglich darin, dass IHK und HWK die bayerische Staatsregierung auffordern, diese soll doch Städte und Gemeinden in Hochfranken mit neuem Leben füllen?? Eh
Aber wie dem auch sei und zurück zum Artikel
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Dies wäre bereits eine der Forderungen gewesen, die "alle wichtigen Vertreter der Wirtschaft" im März diesen Jahres an Ministerpräsident Horst Seehofer gestellt hätten; am 07.11.2015 berichtete die Frankenpost ausführlich und erläuterte die einzelnen Punkte des ihr vorliegenden Positionspapiers, beginnend an erster Stelle mit
- bessere Anbindungen an die überregionalen Verkehrsachsen
Die B303 müsse ausgebaut werden. "Gefordert wird ein vierspuriger Ausbau zwischen Marktredwitz-West und der tschechischen Grenze sowie ein 'bestandsnaher Ausbau mit Schaffung von Überholmöglichkeiten zwischen Marktredwitz und der A 9'".
Die Forderung nach der Umsetzung des Projekts "Domizil Hochfranken" wurde an sechster Stelle genannt.
Zurück zum Artikel "Hand in Hand für die Region", und dem Projekt Domizil Hochfranken, das den "Wirtschaftsvertretern" offensichtlich so am Herzen liegt, dass sie im Mai diesen Jahres einen zweiten Brief an Ministerpräsident Seehofer geschrieben haben.
"Eine Antwort von Horst Seehofer steht noch aus. Weiter thematisierten die Vertreter von IHK und HWK den Ausbau der B 303."
Den Ausbau der B303. Den Ausbau einer Straße, die bereits für 20.000 Fahrzeuge gebaut ist, auf der nirgends auch nur annähernd so viele fahren und allen Prognosen nach auch nie fahren werden.
Interessant.
IHK-Präsident Heribert Trunk wird zitiert. Er bezeichnet die B303 als unser Tor in Richtung Tschechien.
Nun, man gelangt auf der B303 über den Grenzübergang Schirnding nach Tschechien. Aber wenn man diese Straße deshalb mit einem Tor vergleichen will, dann muß man sie realistischerweise mit einem extrem großen und sehr breiten Tor vergleichen, denn das Tor ist etliche Male größer und breiter als es sein muß.
Warum sollte irgendwer ein bereits heute überdimensioniertes Tor für viel Geld noch weiter ausbauen wollen?
Es wird aber noch interessanter.
Heribert Trunk meint, dass dieses Tor irgendwann woanders sein werde, wenn "wir uns beim Ausbau der B 303 nicht einig werden."
Nun.
Auch wenn "wir" (wen immer er mit wir meint) "uns" beim Ausbau der B303 nicht einig werden, wird der Grenzübergang Schirnding nicht geschlossen werden, wird die B303 nicht verschwinden, wird sich nicht das geringste an dem simplen Fakt ändern, dass es einen Grenzübergang gibt und dass über diesen eine für 20.000 Fahrzeuge gebaute Straße führt, auf der nicht annähernd so viele Fahrzeuge fahren und allen Prognosen nach nie fahren werden.
Und der letzte Satz von Heribert Trunk:
"Die Region läuft Gefahr, abgehängt zu werden."
Abgehängt von wem? Und warum?
Weil eine bereits überdimensionierte Straße nicht noch weiter ausgebaut wird?
Kerstin Popp schrieb anno 2013 an die IHK:
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"Dass jemand bezüglich der Notwendigkeit des weiteren Ausbaus der B303 eine andere Position vertritt als ich, akzeptiere ich durchaus. Aber die IHK ist nicht einfach "jemand". Die IHK vertritt die Interessen von Unternehmen der Region aus den Bereichen Industrie, Handel und Dienstleistungen. Und wenn die IHK anno 2013 immer noch den weiteren Ausbau der B303 fordert, vor allem den zweistreifig-vierspurigen Ausbau zwischen der Grenze und der A93, dann kann sie dies logischerweise nicht ohne zwingenden Grund tun.
Wenn sie den Staat auffordert, Millionen Euro an Steuergeldern für den weiteren Ausbau einer Straße auszugeben, auf der den Prognosen zufolge niemals so viel Verkehr fahren wird wie der, für den sie bereits ausgelegt ist, dann kann sie dies logischerweise nicht ohne zwingenden Grund tun.
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Eine Anwort auf ihre damaligen Fragen gingen bei Kerstin Popp nicht ein.
Aber im August 2015 fordert die IHK erneut unverdrossen, dass Millionen Euro an Steuergeldern für einen weder erforderlichen noch zu rechtfertigenden Straßenbau ausgegeben werden.
Fortsetzung folgt.